The Ocean Cleanup

Vom Meer in die Flüsse

von Mona El Attar

Boyan Slat und sein neuestes „Baby“: Die „Inceptor“ befreit ab sofort Flüsse von Plastikmüll. Quelle: https://theoceancleanup.com/ | Autor: The Ocean Cleanup

Mit einem Paukenschlag meldete sich Boyan Slat im Oktober 2019 zurück. Zuerst gab er die erfolgreiche Testphase seiner Weiterentwicklung des Ozean-Systems „001“ bekannt, kurz darauf präsentierte er das System „Interceptor“, das schon in Indonesien und Malaysia im Einsatz ist. Wie „The Ocean Cleanup“ mitteilte, soll die „Interceptor“ bis 2025 auf 1.000 Flüssen eingesetzt werden, die derzeit 80 Prozent des Plastikmülls in die Weltmeere transportieren würden.

Das 80 Menschen starke Team um Boyan Slat war im vergangenen Jahr nicht untätig. Nachdem das erste „System 001“ dem Müllstrudel „Great Pacific Garbage Patch“ zwischen San Francisco und Hawaii nicht wie geplant zu Leibe rückte, begann mit den neuen Erkenntnissen erst die Arbeit. Der erste missglückte Versuch mit „System 001“ offenbarte den Tüftlern Schwächen, die es zu beheben galt: Zum Beispiel musste der Geschwindigkeitsunterschied zwischen dem System und dem Müll ausgeglichen werden. Dies gelang dem Team durch einen Treibanker, eine fallschirmartige Konstruktion, die das System im tiefen Wasser ein wenig einbremst. 

Der nach diesen Entwicklungen konzipierte Prototyp „System 001/B“ ist zudem kleiner und leichter, sodass auch weniger Elektronik für den Betrieb benötigt wird. Das Unterwassernetz, das den Müll sammeln soll, wird nun an den schwimmenden Armen des Systems befestigt, wodurch das Netz flexibler ist als im Vorgänger. „System 001/B“ wurde über ein Jahr erfolgreich getestet. Nun will „The Ocean Cleanup“ mit dem Bau von „System 002“ für den Realbetrieb beginnen.

Mit der „Interceptor“ auf Plastikfang

Mit der „Interceptor“ auf Plastikfang

Die „Interceptor” ist bereits auf Flüssen in Indonesien und Malaysia im Einsatz. Quelle: https://theoceancleanup.com/ | Autor: The Ocean Cleanup

Bereits im Einsatz ist das System „Interceptor“. Anders als „System 002“ sollen die „Interceptors“ bereits dort angreifen, wo die Meeresverschmutzung ihren Anfang nimmt: In den Flüssen. „The Ocean Cleanup“ identifizierte hierfür 1.000 Flüsse weltweit, die für 80 Prozent der Verschmutzung verantwortlich sein sollen. Im Laufe eines Jahres werden laut „The Ocean Cleanup“ bis zu 2,8 Millionen Tonnen Müll in die Meere transportiert. An jedem dieser Flüsse soll nach den Vorstellungen der Initiative bis 2025 das System „Interceptor“ schwimmen, um Plastik einzusammeln, bevor es in die Meere gespült wird.

Das System „Interceptor“ kann nach Angaben von „The Ocean Cleanup“ täglich zwischen 50.000 und 100.000 Kilogramm Müll auffangen, ehe er in die Meere gelangt. Solarzellen speisen die Batterie an Bord mit einer Kapazität von 5,6 kWp, sodass das System Tag und Nacht arbeiten kann, ohne durch eine weitere Energiequelle angetrieben werden zu müssen. Ebenso wie die Ozean-Systeme nutzt „Interceptor“ den natürlichen Wasserstrom, um die schwimmenden Plastikteile einzusammeln: Eine Barriere, die aus dem Wasser ragt, leitet den schwimmenden Plastikmüll zu einer weiteren Barriere, die sich, entlang der Fließrichtung, etwas weiter den Fluss hinunter befindet. Der Plastikmüll wird durch die Kraft des Flusses an dieser zweiten Barriere bis zum Auffanggerät der „Interceptor“ getrieben. Dort fällt der Müll auf ein Fließband und wird automatisch in entsprechende Behälter hinein sortiert. Anschließend wird der Plastikmüll an Land gebracht und recycelt. 

Ein Problem lösen, bevor es entsteht: „The Ocean Cleanup“ hat bei der Entwicklung der „Interceptor“ neben der Umweltverträglichkeit auch an den täglichen Flussverkehr gedacht. Schiffe oder Boote, die den Flusslauf entlangfahren, können das System ohne Probleme passieren, da es den Fluss nicht in seiner kompletten Breite umspannt. 

https://www.youtube-nocookie.com/embed/MmzUVenX9lI

Die „Interceptor“ ist dafür ausgelegt, in Masse produziert zu werden. Da das System skalierbar ist, kann es praktisch auf jedem größeren Fluss eingesetzt werden. Eine Internetverbindung an Bord macht es dem Team um Boyan Slat möglich, den Betrieb jeder einzelnen „Interceptor“ zu beobachten. Bisher sind zwei „Interceptors“ in Jakarta (Indonesien) und in Klang (Malaysia) stationiert. Weitere sind in naher Zukunft in Vietnam, der Dominikanischen Republik, Thailand und den USA geplant.

Das Ziel des „The Ocean Cleanup“-Teams: 90 Prozent des Plastikmülls bis 2040 aus den Weltmeeren zu beseitigen.

Dieses Angebot analysiert, u.a. durch Cookies, Ihre Nutzung zwecks Reichweitenmessung sowie Optimierung und Personalisierung von Inhalten und Werbung. Eingebundene Dritte führen diese Informationen ggf. mit weiteren Daten zusammen. Unter Datenschutzerklärung erhalten Sie weitere Informationen. Sie können die Tracking-Einstellungen hier ändern. Indem Sie weitersurfen, stimmen Sie – jederzeit für die Zukunft widerruflich – dieser Datenverarbeitung zu.